TSV 1886 KIRCHHAIN

Ein Urgestein des Fußballplatzes

Werner Heiner, 17.09.2011

Ein Urgestein des Fußballplatzes

von Bodo Ganswindt

Am 9. April hat Fritz Vestweber Geburtstag gefeiert - den 72. Das ist an sich nichts Besonderes. Viele werden so alt und noch viel älter. Aber eher wenige spielen in diesem Alter noch aktiv Fußball. Während sich Altersgenossen im örtlichen Gemeinschaftshaus zum Seniorentee einfinden mögen, läuft Vestweber in Sportdress und Fußballschuhen zum Training oder an Wochenenden zum Spiel mit der Altherrenmannschaft des TSV Kirchhain auf. „Ich gehöre zwar nicht zum festen Stamm, aber wenn ich gebraucht werde, bin ich bereit“, sagt er. Und er wird noch gebraucht. Ein Kämpfer mit akrobatischem Talent Dann packt er sie aus, die Fußballschuhe, die für ihn über die vielen Jahrzehnte so viel bedeuteten und es noch immer tun. Heute erinnert sein edles Schuhwerk eher an Balletthalbschühchen als an jene Kickerstiefel, die er in den Jahren seiner Jugend an den Füßen trug. „Die hatten noch Stahlkappen und selbstgefertigte Lederstollen.“ Doch ohne den rechten „Geschmack“ in den Füßen taugt selbst der beste Schuh nichts. „Ich gehöre zu der älteren Fraktion bei Kirchhains Alten Herren“, sagt Vestweber und räumt ein, dass er mit Interesse die Entwicklungen im modernen Fußball verfolge und das gekonnte Direktpass-Spiel bei den Top-Klubs in Deutschland und Europa bewundere. Er allerdings lasse es auf dem Feld schon mal etwas langsamer angehen. Allerdings gilt für ihn seit eh und je: Wenn er aufläuft, will er gewinnen. Die Heimatstadt Kirchhain war die erste Station im Fußballerleben von Fritz Vestweber. Der „Itz“, wie ihn seine Freunde nennen, begann in der Schülermannschaft des TSV Kirchhain und machte als Senior seinen Weg bis in die 1. Amateurliga, die höchste Spielklasse Hessens. Der Stürmer machte nicht selten mit seinen extravaganten Einlagen von sich reden. Wenn er an den Ball wollte, dann hatte er es schon mal mit einem Handstandüberschlag versucht. Seine Stärke war zweifellos die Artistik.

Aus beruflichen Gründen schlug der Klempner- und Sanitärmeister seine Zelte immer wieder an verschiedenen Orten Deutschlands auf. Wo er gerade seine Ausbildung zum Meister oder Techniker absolvierte und später beruflich tätig war, da schloss er sich einem Verein ein. So kickte er unter anderem in Konstanz, in der Nähe von Karlsruhe sowie in Bad Homburg und auch beim VfL Marburg. In der Universitätsstadt lebt Vestweber seit nunmehr vielen Jahren. Aber seine fußballerische Karriere wird er wohl beim TSV Kirchhain beschließen, wohin er auch sonst immer gerne zurückgekehrt war. „Wenn mich die Kumpels überzeugt hatten, wieder in Kirchhain zu spielen, war ich zur Stelle.“ Noch weit entfernt vom „alten Schoute“ Heute ist er der Oldie, der „Altstar“, der gerne jüngere Leute um sich hat. Das hält ihn offenbar fit. Aber auch seine Frau Regina, die sein Fußballspielen über die vielen Jahre wohlwollend begleitet, bringt noch immer viel Verständnis für ihren Fritz auf, der von schweren Verletzungen immer verschont geblieben ist. Sie sind beide im Ruhestand, sind zufrieden und haben viel gesehen von der Welt. Der fußballerische Ehrgeiz wird wohl ein Wesenszug von Vestweber bleiben. Jetzt haben die Alten Herren Kirchhains mit denen aus Niederwald eine Spielgemeinschaft gebildet. Die Konkurrenz ist also größer geworden. Der „Itz“ gibt sich bescheiden: „Ich bin froh, wenn ich anerkannt werde und wenn ich das ein oder andere Mal mitspielen darf, aber im Weg stehen möchte ich niemandem.“ Er wolle nicht als „alter Schoute“ mitleidig belächelt werden. Fritz Vestweber ist dem Fußball auch mit 72 Jahren treu geblieben. Foto: Bodo Ganswindt


Quelle:Oberhessische Presse Marburg